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Monatstext Mai 2024 von Pfarrerin Silke Mattner

Dankbar?!

Vor kurzem ist mir wieder einmal bewusst geworden: Für alles gibt es ein letztes Mal! Von jetzt auf gleich kann alles, kann vieles nicht mehr so sein, wie es war. Manchmal ist das geplant – bei einem Jobwechsel gibt es einen letzten Arbeitstag, darauf können wir uns dann vorbereiten. Manchmal wissen wir zwar, dass etwas einmal endet - aber erst im Nachhinein, dass wir es zum letzten Mal erlebt haben: Eine Ferienreise mit den Kindern, bevor sie ihre freie Zeit lieber anders verbringen oder ein Einkauf in einem Geschäft, das plötzlich schliesst.

Und dann erleben wir eben auch dieses: Ein Gespräch mit einem uns lieben Menschen war im Rückblick unser letztes Gespräch mit ihm oder ihr, weil ein Unglück dem Leben dieses Menschen, für alle unerwartet, ein Ende setzt.

Was hilft uns dieses Bewusstsein für “das letzte Mal”? Es kann unsere Dankbarkeit und Wertschätzung fördern!

Und wenn es in der Bibel heisst: Seid dankbar in allen Dingen! (1. Thessalonicher 5, Vers 18), dann ist dieses alte Buch hochmodern, denn der positive Einfluss auf unsere Gesundheit wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen. Dankbarkeit schützt unsere Seele. Sie fühlt sich nicht nur gut an, sondern trägt auch zu grösserem Wohlbefinden und besseren Beziehungen bei. Wer dankbar ist, leidet weniger unter Angst, Ärger, Stress, Schlafstörungen, körperlichen Krankheitssymptomen und Depressionen.

 

Leider muss ich sagen, dass das Dankbar-Sein bei mir nicht immer automatisch funktioniert… Wie schnell wird das Gute, das Positive selbstverständlich – und das Schwierige und Negative nimmt viel Raum ein, führt zur Klage und zur Sorge.

Aber die gute Nachricht ist: Dankbarkeit kann man üben!

Eine gute Freundin von mir schreibt sich jeden Abend vor dem Schlafengehen drei Dinge auf, für die sie an diesem Tag dankbar ist – und macht erstaunliche Erfahrungen damit. Sie merkt, wie sich ihre Wahrnehmung nach und nach positiv verändert. Denn durch diese Übung fängt man an, sich auf Kleinigkeiten zu besinnen, die sich erst auf den zweiten Blick als dankenswert erweisen.

 

Ich habe noch etwas anderes ausprobiert: Ich stecke am Morgen zehn weisse Bohnen in meine rechte Hosentasche – und immer, wenn ich etwas erlebe, wofür ich dankbar bin, wandert eine Bohne in die linke Hosentasche. Mit der Zeit haben zehn Bohnen gar nicht mehr gereicht! Und ich habe bemerkt, wie sich meine Gedanken, weg von Sorgen, hin zu mehr Zufriedenheit verändert haben.

 

Dankbarkeit hat in der Regel einen Anlass – das merken wir, wenn wir die Übung vor dem Schlafen oder die mit den Bohnen praktizieren, aber sie hat auch ein Gegenüber: Ich bin jemandem dankbar – sei es einem Menschen, einem Umstand, dem Zufall, dem Schicksal – oder eben Gott. So ruft uns Paulus im Epheserbrief im fünften Kapitel, Vers 20 dazu auf: Im Namen unseres Herrn Jesus Christus dankt Gott, dem Vater, zu jeder Zeit und für alles!
Aber kann ich wirklich für alles dankbar sein? Das fällt mir manchmal schwer. Aber vielleicht können wir es gemeinsam schon einmal mit den Dingen üben, die unbestritten dankenswert, aber trotzdem aber so oft nicht in unserem Bewusstsein sind?


Pfarrerin Silke Mattner

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